Bei kleinen Feuerwehren sind oft Oldtimer im Einsatz
Fahrzeugen aus den 1960er und 1970er Jahren sind keine Seltenheit.
Vergangene Woche berichtete unsere Zeitung darüber, dass bei der Freiwilligen Feuerwehr Triebes ein über 50 Jahre altes Drehleiterfahrzeug bis zuletzt im Einsatz war, bevor es ersetzt wurde. Die Neuschaffung schlägt im Haushalt mit 600.000 Euro zu Buche. 160.000 Euro Fördermittel kommen vom Land. „Wir mussten sehr lange darum kämpfen“, sagte Stadtbrandmeister Steffen Jubold bei der Übergabe.
Eigenanteil bei Neuanschaffung oft nicht stemmbar
Für kleine Kommunen ist der Eigenanteil eines Neuerfahrzeuges oft nicht stemmbar. Eine Förderung durch das Land Thüringen ist allerdings nur möglich, wenn es sich um einen Neuwagen handelt. Die Anschaffung eines Gebrauchten ist nicht förderfähig. Kleine Wehren müssen daher oft mit alten Fahrzeugen ausrücken. Ein Sicherheitsrisiko? Wir haben bei lokalen Wehren und dem Thüringer Feuerwehrverband nachgefragt.
Bei vielen Wehren in der Region sind regelrechte Oldtimer im Einsatz. Bei der Feuerwehr Silberfeld-Merkendorf beispielsweise fährt ein Löschgruppenfahrzeug mit Baujahr 1965 Einsätze. Bei der Feuerwehr Daßlitz verrichtet ein Löschfahrzeug aus dem Jahr 1953 seinen Dienst. In Braunsdorf, einem Teil der Landgemeinde Auma-Weidatal, hat das Löschfahrzeug aus dem Jahr 1976 gerade den Geist aufgegeben.
Stadtbrandmeister: Problem wird sich verschärfen
Für den Stadtbrandmeister von Zeulenroda-Triebes Steffen Jubold wird sich das Problem in den nächsten Jahren verschärfen. „Viele Fahrzeuge wurden kurz nach der Wende angeschafft. Diese erreichen langsam das Ende der vorgesehenen Lebensdauer“, sagt er. Aber das Geld in den Kommunen ist knapp.
Ein neues Löschfahrzeug kann schnell mehr als 500.000 Euro kosten. In der Stadt Auma-Weidatal beträgt aber beispielsweise das Gesamtvolumen des Vermögenshaushaltes nur knapp eine Million Euro. „Wie soll das gehen? Die Förderrichtlinien müssen sich ändern“, sagt Bürgermeister Frank Schmidt (CDU).
Mit Braunsdorf wird seit Jahren über die Neuanschaffung eine Kleinlöschfahrzeuges diskutiert. Nachdem der Oldtimer mit Baujahr 1976 nicht mehr durch den Tüv kommen wird und keine Ersatzteile mehr verfügbar sind, ist eine Ersatzbeschaffung unverzichtbar. Ein neues – und somit förderfähiges – Fahrzeug ist zu teuer. Also ist man auf der Suche nach einem Gebrauchten, der dann aber auch mindestens 20 Jahre auf dem Buckel haben wird.
Feuerwehr-Verband: Gemeinden schieben Problem vor sich her
„In der Regel sind unsere Fahrzeuge 20 bis 25 Jahre alt und am Ende des Lebenszyklus angelangt“, sagt Peter Fischer, Stadtbrandmeister von Auma-Weidatal. Er plädiert für eine Anhebung der Fördergelder. Diese müsste mindestens bei 70 oder 80 Prozent liegen. Das Innenministerium macht wenig Hoffnung. Es verweist auf die Möglichkeit, dass mehrere Kommunen ein gemeinsames Fahrzeug anschaffen könnten. Eine zentrale Beschaffung durch das Land würde zudem gegen das Wettbewerbsrecht verstoßen.
Karsten Utterodt, Sprecher des Thüringer Feuerwehr-Verbandes, kennt das Problem. Auch er glaubt, dass die Pflichtaufgabe im ländlichen Raum oft unterfinanziert sei. Er sieht den Fehler aber auch bei den Kommunen. „Wenn es einen Bedarfsplan gibt, dann kann man vorausplanen, wann eine Neuanschaffung nötig ist und es könnte Geld beiseite gelegt werden. Manche Gemeinden schieben das zu lange vor sich her und sind dann überrascht, wenn eine große Summe fällig wird“, sagt er.
Wehrführer müssen Ansprüchen offensiv vertreten
Wenn ein Fahrzeug nicht mehr zuverlässig funktioniert und die Sicherheit gefährdet ist, müsse der Wehrführer seine Forderungen gegenüber dem Bürgermeister offensiv vertreten. „Brandschutz ist eine Pflichtaufgabe. Da gibt es kein Wenn und Aber“, sagt Utterodt. Stößt er auf taube Ohren, sei der Kreisbrandinspektor zu informieren. In der Praxis würden Wehrführer oft vertröstet und hingehalten.
„Es gibt Gemeinden, die versuchen, sich durchzumogeln“, sagt er. Die Thüringer Feuerwehr-Organisationsverordnung gäbe genau vor, welche Fahrzeuge eine Stadt oder Gemeinde vorhalten muss. Grundsätzlich sieht Utterrodt aber in der Fläche in Thüringen kein Sicherheitsproblem durch alte Fahrzeuge.
OTZ/Norman Börner