Das Drehleiter-Dilemma der Feuerwehr in Zeulenroda
Am Feuerwehrstützpunkt Zeulenroda fehlt seit Monaten eine große Drehleiter. Die Wehrleute aus Triebes decken derzeit das gesamte Stadtgebiet mit ihrer Leiter ab. Doch sie sind nicht schnell genug in Zeulenroda. Stadt und Landkreis wollen nun gemeinsam eine neue, längere Drehleiter anschaffen. Die steht aber frühestens Ende 2021 auf dem Hof.
Stellplatz wartet auf neue Drehleiter: Im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Zeulenroda ist Stellplatz Nummer sechs frei. Dort müsste eigentlich eine 32-Meter-Drehleiter parken.
Mahnungen an den Kreis wurden nicht gehört
Um den leeren Stellplatz zu erklären, muss Stadtbrandmeister Steffen Jubold ein wenig ausholen: “Wir hatten hier eine Leiter stehen, die 23 Jahre alt war. Die hatte in den letzten Jahren das eine oder andere technische Problem. Wir haben beim Landkreis angemahnt: Lieber Landkreis, hier ist dringend Ersatz erforderlich.”
Vor zwei Jahren gab die alte Drehleiter den Geist auf. Als Übergangslösung wurde eine andere Drehleiter angemietet. Im Dezember 2019 gab die Stadt dieses gemietete Fahrzug jedoch an den Eigentümer zurück. Der Grund: Seitdem steht im Ortsteil Triebes eine neue 27-Meter-Drehleiter in der Feuerwehrgarage, die nun provisorisch das Stadtgebiet Zeulenroda mit abdecken soll.
Gesetzliche Zeitvorgabe nicht einzuhalten
Das Problem an dieser Lösung ist die gesetzliche Zeitvorgabe für Feuerwehren. Zehn Minuten nach Alarmierung müsste die Feuerwehr am Einsatzort sein. Gerade als Freiwillige Feuerwehr ist das für die Kameraden aus Triebes kaum zu schaffen, insbesondere wenn sie bis ins Stadtzentrum von Zeulenroda oder noch weiter fahren müssen. Dann stünden schnell mal zwölf bis 13 Minuten auf der Stoppuhr, erzählt Zeulenrodas oberster Feuerwehrmann Jubold.
“Natürlich gibt’s da einen faden Beigeschmack bei der ganzen Geschichte. Es ist eine Kompromisslösung.”
Der Brandschutz sei dennoch gewährleistet, versichert Jubold. “Heimrauchmelder, Frühwarnsysteme in Betrieben … da ist die Gefahr doch etwas minimiert für den Bürger. Wenn Rauch entsteht, können die Menschen die Wohnung zeitig genug verlassen”, hofft der Stadtbrandmeister.
Triebeser Wehrleute häufiger im Einsatz
Die Freiwilligen Feuerwehrleute am Standort Triebes müssen wegen der fehlenden Leiter in Zeulenroda häufiger in den Einsatz als nötig: Etwa einmal pro Woche muss das Triebeser Leiterfahrzeug ausrücken statt nur einmal alle zwei Wochen.
Nach langem Hin und Her haben sich Stadt und Landkreis jetzt geeinigt, mit Fördermitteln des Freistaats gemeinsam eine neue 32-Meter-Drehleiter für den Stützpunkt Zeulenroda anzuschaffen. Warum die Einigung so lange gedauert hat? Bürgermeister Nils Hammerschmidt und Stadtbrandmeister Jubold verweisen auf die Hinweise an die Kreisverwaltung in den vergangenen Jahren.
Der Landkreis Greiz antwortet auf eine Anfrage von MDR THÜRINGEN: “Die Drehleiter für den Stützpunktbereich Zeulenroda-Triebes war und ist nach dem Stützpunktkonzept des Landkreises Greiz in der mittelfristigen Investitionsplanung und für die Ersatzbeschaffung 2021 eingeplant. Insofern liegt die Beschaffung im Plan.” Nur ging eben in der Realität das alte Fahrzeug schneller als erhofft kaputt.
Lieferzeit bis zu zwei Jahren üblich
Der Vertrag für die Ausschreibung des gemeinsamen Fahrzeugs liegt unterschriftsreif in den Verwaltungen. Doch bis die neue Drehleiter den leeren Stellplatz in Zeulenroda füllt, vergeht wohl noch mindestens ein Jahr. “Wir hoffen auf ein Vorführfahrzeug oder Messestück, damit verkürzt sich die Lieferzeit”, erklärt Stadtbrandmeister Jubold. Eigentlich sind Lieferzeiten von anderthalb bis zwei Jahren bei Feuerwehren üblich.
Quelle: MDR THÜRINGEN/13.11.2020