Großbrand im Herzen der Stadt hält Weida in Atem
Ein Großaufgebot an Feuerwehr und Rettungskräften kämpft am Dienstag seit den Morgenstunden gegen die Flammen eines Wohn- und Geschäftshauses am Markt. Mittlerweile gibt es drei Verletzte.
Fassungslos schaut Benno Trampel auf das Geschehen. „Wir hatten gerade am 1. März unser 30-Jähriges mit dem Geschäft, das Haus war nahezu fertig saniert“, sagt der Weidaer mit brüchiger Stimme. Ihm gehört nicht nur das Tabak‑, Presse- und Whisky-Geschäft am Weidaer Markt 12, sondern das ganze Haus mit vier Wohnungen über dem Laden. Das Haus, dass am Dienstag in Flammen steht.
Die riesige Rauchwolke über Weidas Innenstadt ist an diesem Vormittag schon aus der Ferne zu sehen. Vor Ort kämpfen seit 5.30 Uhr zahlreiche Kräfte der städtischen und vieler umliegender Feuerwehren gegen die Flammen. Eines der direkt angebauten Nachbarhäuser hat das Feuer im Bereich des Daches in Mitleidenschaft gezogen, von zwei Drehleitern aus wird vom Markt und der Geraer Straße aus alles getan, ein weiteres Übergreifen zu verhindern. „Da sieht man, warum im Mittelalter bei einem Feuer oft gleich die halbe Stadt abgebrannt ist“, meint angesichts der engen Bebauung einer der vielen Beobachter, die betroffen das Geschehen verfolgten.
Mieter in städtischen Wohnungen untergebracht
„Die Mieter sind zum Glück alle aus ihren Wohnungen raus“, sagt Benno Trampel, der selbst nicht in dem Wohn- und Geschäftshaus wohnt: „Der Bürgermeister bemüht sich schon um Ausweichwohngen.“ Zunächst wurden zehn Personen aus seinem und den beiden direkt angrenzenden Gebäuden evakuiert, später auch jene Bewohner des Eckhauses. Sie wurden in einem ruhigeren Bereich des Marktes medizinisch betreut. Am Nachmittag meldete die Polizei, dass drei Personen mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus mussten, eine Bewohnerin sowie zwei Feuerwehrleute, wie Einsatzleiter und Stadtbrandmeister Silvio Schettler bestätigte. Einer mit leichter Rauchvergiftung, ein weiterer mit Schnittwunde.
Anwohner waren zwischenzeitlich aufgerufen, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Geraer Straße und Burgstraße waren über Stunden gesperrt. Zu Brandursache gibt es laut Polizei noch keine gesicherten Erkenntnisse. Laut Einsatzleiter Schettler könnte aber ein Defekt am Schornstein mögliche Brandursache gewesen sein. Bestätigen wollte das die Polizei nicht, die Ermittlungen zur Ursache durch die Kripo sind angelaufen.
Wie Bürgermeister Heinz Hopfe (FWG) erklärte, habe man zunächst für zwei Familien Unterkunft in städtischen Wohnungen am Markt 14 organisiert, sollte sich mehr Bedarf ergeben, würde man weiter unterstützen. Unterstützt habe die Stadtverwaltung mit anderen Anliegern am Markt, wie der Fleischerei und dem Seniorenheim, auch bei der Versorgung der Einsatzkräfte.
Große Anteilnahme in der Stadt
Auch sonst ist die Anteilnahme in der Stadt und darüber hinaus groß. Eva Schmidt, die mit ihrem Mann ein Tattoostudio in der drittgrößten Stadt des Landkreises Greiz betreibt, hatte kurzfristig einen Spendenaufruf im Internet gestartet. „Wir haben selbst seit 14 Jahren unser Geschäft in Weida und es ist einfach schlimm mit anzusehen, was hier den Ladenbetreibern und den Bewohnern widerfährt“, sagt sie: „Gerade bei einem Feuer hat man ja meist keine Chance, irgendetwas zu retten.“ Man wolle damit Trost spenden, das Geld werde zu 100 Prozent unter den Betroffenen aufgeteilt, sagt Eva Schmidt.
Bei dem Online-Spendenaufruf handelt es sich um einen sogenannten Moneypool des Online-Bezahldienstes Paypal. Dabei können je nach Möglichkeit auch kleine Beträge gespendet werden. Bürgermeister Hopfe begrüßt die gegenseitige Unterstützung. Gleichzeitig bittet er darum, gerade mit Sachspenden noch zu warten. Die Wohnungen, die man übergangsweise für die Betroffenen bereitstelle, seien teils möbliert, außerdem gab es die Möglichkeit, sich in der Weidaer „Fundgrube“ mit notwendigen Dingen zu versorgen.
Hausdach wird abgerissen
Der Feuerwehreinsatz dauerte derweil bis in die Abendstunden. Zwischenzeitlich rückte auch das THW an, um das Dach des Brandhauses abzureißen und so mögliche Glutnester zu finden und zu bekämpfen, erklärt Schettler. Heinz Hopfe konnte am Nachmittag informieren, dass das vom Markt gesehen rechte Nachbargebäude mit der Apotheke wieder nutz- und bewohnbar ist. Die Eigentümerin und Bewohnerin des linken Nachbargebäudes habe eine Unterkunft gefunden.
OTZ / 13.04.2021
Folgende Kräfte waren im Einsatz:
- Feuerwehr Steinsdorf
- Feuerwehr Hohenölsen
- Feuerwehr Niederpöllnitz
- Feuerwehr Wildetaube
- Feuerwehr Hohenleuben
- Feuerwehr Berga
- THW Gera
- Berufsfeuerwehr Gera
- Feuerwehr Gera-Liebschwitz
- SEG Greiz
- Rettungsdienst
- Polizei