Dienstag, 16 April 2024
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Stütz­punkt­feu­er­wehr Zeulenroda probt Horror-Crash-Szenario

So meis­ter­ten die Feu­er­wehr­leu­te und Ret­tungs­kräf­te am Sonn­tag die Groß­übung auf der Kreis­stra­ße Rich­tung Niederböhmersdorf.

Im Grau des Mor­gens ist die Bun­des­stra­ße 94 hin­auf aus der Fer­ne das Blau­licht sicht­bar. Ein Feu­er­wehr­mann steht an der Abzwei­gung zur Kreis­stra­ße Rich­tung Nie­der­böh­mers­dorf. Er hat die Stra­ße abge­sperrt. Hin­ter der Absper­rung und der ers­ten Kur­ve wird das gan­ze Aus­maß des Ein­sat­zes deut­lich. Mehr als ein Dut­zend Feu­er­wehr- und Ret­tungs­fahr­zeu­ge ste­hen ent­lang der Stre­cke aufreiht.

In einem pro­vi­so­ri­schen Zelt lie­gen Men­schen mit blut­ver­schmier­ter Klei­dung. Meist Jugend­li­che. Sani­tä­ter ren­nen zwi­schen Ein­satz­wa­gen und Zelt hin und her. Ein Mit­glied der Feu­er­wehr Hohen­leu­ben steu­ert eine Droh­ne über das Gebiet. „Die Lage ist unüber­sicht­lich. Es könn­ten auch im Feld noch Ver­letz­te lie­gen“, sagt er und zeigt auf die gut zwei Meter hohen Mais­pflan­zen am Stra­ßen­rand. Gut zwan­zig Meter wei­ter die Stra­ße run­ter offen­bart sich der Unfall­her­gang. Ein Lini­en­bus und ein Pkw sind fron­tal zusammengestoßen.

 

Auf rea­lis­ti­sche Dar­stel­lung Wert gelegt

Das Sze­na­rio ist nur eine Übung. Ein soge­nann­ter Mas­sen­an­fall von Ver­letz­ten wie es im Feu­er­wehr­jar­gon heißt. Ein­satz­kräf­te der Weh­ren aus Zeulenroda, Lan­gen­wol­schen­dorf, Triebes und Nie­der­böh­mers­dorf sind vor Ort. Auch die Ret­tungs­diens­te der Schnell-Ein­satz-Grup­pe (SEG), des Deut­schen Roten Kreu­zes (DRK) Zeulenroda und des Sani­täts- und Betreu­ungs­zu­ges des Land­krei­ses Greiz sind an der Übung beteiligt.

Laut Kon­zept­pa­pier der Stütz­punkt­feu­er­wehr Zeulenroda dient so eine Ein­satz­übung der Vor­be­rei­tung auf ech­te Ein­satz­sze­na­ri­en. Alar­mie­rung, Anfahrt zur Ein­satz­stel­le, Ein­satz­si­tua­ti­on und Ein­satz­um­ge­bung sol­len so real wie mög­lich wir­ken. Dazu zählt auch die glaub­wür­di­ge Dar­stel­lung der Ver­let­zun­gen der Opfer. Brü­che, Wun­den und abge­trenn­te Glied­ma­ßen wer­den geschminkt. „Von der Per­so­nen­ver­kehrs­ge­sell­schaft Greiz haben wir einen alten Lini­en­bus erhal­ten. Das hilft uns sehr“, sagt Wehr­lei­ter Chris­ti­an Komorowski.

An der Unfall­stel­le öff­net Mar­cus Wink­ler von der Feu­er­wehr Triebes mit einem hydrau­li­schen Sprei­zer die Türen des zer­stör­ten Alfa Romeo. Der Fuß des Fah­rers ist unter dem Gas­pe­dal ein­ge­klemmt. Er hat eine offe­ne Beinfrak­tur und eine gro­ße Platz­wun­de. Auch der Bei­fah­rer ist ver­letzt und nur bedingt ansprech­bar. Auf der Rück­bank liegt ein klei­ner Jun­ge, der durch den Auf­prall aus dem Bus geschleu­dert wur­de und weint. „Ich war noch nie in so einem Ein­satz und hof­fe es auch nicht. Aber es kann pas­sie­ren“, sagt Wink­ler. Wäh­rend die Feu­er­wehr­leu­ten ver­su­chen, die Per­so­nen frei­zu­be­kom­men, ver­sorgt der Not­arzt die Wunden.

Mas­se an Ver­letz­ten als Herausforderung

Im Jahr 2020 ereig­ne­ten sich im Frei­staat Thü­rin­gen 5161 Ver­kehrs­un­fäl­le mit Per­so­nen­scha­den. Davon wur­den 83 Per­so­nen getö­tet, 1489 Per­so­nen schwer ver­letzt und 5010 Per­so­nen leicht ver­letzt. Im Land­kreis Greiz ver­un­glück­ten im ver­gan­ge­nen Jahr 272 Per­so­nen. Micha­el Win­ter von DRK Zeulenroda ist an die­sem Tag der Orga­ni­sa­to­ri­sche Lei­ter Ret­tungs­dienst. Er koor­di­niert die Abläu­fe der Ret­tungs­sa­ni­tä­ter und Not­ärz­te. Für ihn sind schwe­re Ver­wun­dun­gen bei Ver­kehrs­un­fäl­len All­tag. „So vie­le ver­letz­te Per­so­nen auf ein­mal hat­te ich aber noch nicht“, sagt er. Laut Übungs­sze­na­rio sind zwei Pkw-Insas­sen, 18 Kin­der und Jugend­li­che im Lini­en­bus und Unfall­be­tei­lig­te, die aus dem Bus geschleu­dert wor­den, vom Unfall betroffen.

Für die Ret­tungs­sa­ni­tä­ter geht es nach der Sich­tung der Per­so­nen dar­um, den Schwe­re­grad der Ver­let­zung fest­zu­stel­len, um die Rei­hen­fol­ge der Behand­lung fest­zu­le­gen. Die schwe­ren Fäl­le wer­den zuerst behan­delt. Mit den Far­ben Rot, Gelb und Grün wird der Sta­tus mar­kiert. Hohe Prio­ri­tät hat die Zusam­men­ar­beit mit der Feu­er­wehr. Sie sind meist zuerst vor Ort und hel­fen, die Ver­letz­ten ohne Scha­den frei zu bekommen.

Fazit: Wert­vol­le Erfah­rung mit Luft nach oben

Nach gut andert­halb Stun­den ist die Übung been­det. Wel­che Fazit zie­hen die Betei­lig­ten? „So eine gro­ße Übung ist für vie­le Kol­le­gen neu. Die Zusam­men­ar­beit mit dem Ret­tungs­dienst hät­te manch­mal bes­ser funk­tio­nie­ren kön­nen“, sagt Stadt­brand­meis­ter Stef­fen Jubold. Aber man sei froh, sie zu haben, da man ohne die Exper­ti­se in so einer Lage auf­ge­schmis­sen sei. Auch Micha­el Win­ter vom DRK sieht „Luft nach oben“. Beim DRK waren vie­le Azu­bis bei der Übung dabei. „Unterm Strich war es in Ord­nung“, sagt er. Alle Betei­lig­ten sind sich einig, dass die Rea­li­täts­nä­he, für alle rund 135 Teil­neh­mer eine Berei­che­rung darstellt.

Nor­man Bör­ner über den Wert der Übung.

Der Auf­wand, der für die Groß­übung von Feu­er­weh­ren und Ret­tungs­diens­ten am Sonn­tag­mor­gen auf der Stra­ße nach Nie­der­böh­mers­dorf betrie­ben wur­de, ist enorm. Bis zu 135 Ein­satz­kräf­te waren betei­ligt. Ein alter Lini­en­bus wur­de gespons­ort, auf die Sei­te gelegt und anschlie­ßend ver­schrot­tet. Seit 6 Uhr wur­den die ver­un­fall­ten Sta­tis­ten auf­wen­dig geschminkt, um alles so rea­lis­tisch wie mög­lich wir­ken zu las­sen. Und schließ­lich blieb auch die Zufahrts­stra­ße nach Nie­der­böh­mers­dorf den Vor­mit­tag über gesperrt. Sol­che Übun­gen mögen auf­wen­dig sein, aber sie haben auch eine gro­ße Rele­vanz für den Bevölkerungsschutz.

 
Ein Feu­er­wehr­mann mach­te den Wert der Rea­li­täts­nä­he in der Abschluss­be­spre­chung an einem Bei­spiel deut­lich. So erfor­der­te das Her­aus­lö­sen einer Schei­be aus einem Bus ein ganz ande­res Vor­ge­hen als bei einem Pkw. Auch die gro­ße Zahl an ver­letz­ten Per­so­nen erfor­der­te es, Abläu­fe anzu­pas­sen und Prio­ri­tä­ten zu setzen.
 
In so einer Übung kann auch der jewei­li­ge Grad des Aus­bil­dungs­stan­des über­prüft wer­den und den ein­zel­nen Kol­le­gen Berei­che auf­ge­zeigt wer­den, in denen Nach­hol­be­darf besteht. Daher kann die Übung als vol­ler Erfolg gewer­tet wer­den. Auch wenn Abläu­fe hak­ten. Wie heißt es: Aus Feh­ler lernt der Mensch.
 
OTZ/20.09.2021

Bil­der von Einsatzübungen

Bil­der von Ausbildungen

Bil­der vom Besuch einer Hochzeit

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