Freitag, 19 April 2024
Not­ruf : 112

Feu­er­weh­ren der Zeu­len­ro­daer Regi­on meis­tern Übungs-Großeinsatz

In einem Gebäu­de bricht Feu­er aus. Die Räu­me sind nur über einen Gang zu errei­chen und meh­re­re Per­so­nen sind ein­ge­schlos­sen. Ein Hor­ror­sze­na­rio für die Feuerwehr.

Lang­sam ver­schwin­det die Son­ne hin­ter dem Büro­ge­bäu­de in der Wema­stra­ße. Plötz­lich zer­schnei­den Schreie die Idyl­le. „Feu­er! Hil­fe!“, ruft es aus einem offe­nen Fen

ster im zwei­ten Stock. Men­schen schau­en hin­aus und win­ken hek­tisch nach unten.

Um 18.24 Uhr alar­miert die zen­tra­le Leit­stel­le in Gera die Feu­er­weh­ren in Zeulenroda, Nie­der­böh­mers­dorf und Lan­gen­wol­schen­dorf. „Brand in einem Büro­ge­bäu­de. Meh­re­re Per­so­nen sind ein­ge­schlos­sen“, knarzt es aus dem Funk­ge­rät des Stell­ver­tre­ten­den Wehr­füh­rers der Stütz­punkt­feu­er­wehr Zeulenroda Chris­ti­an Komorowski.

Mit einem roten Kom­bi mit der Auf­schrift Feu­er­wehr düst er los, um sich als Ein­satz­lei­ter vor Ort eine Über­sicht zu ver­schaf­fen. Das ist der Anfang eines Ein­sat­zes, der 63 Feu­er­wehr­leu­te aus neun Weh­ren bis spät in den Abend beschäf­ti­gen wird.

Zum Glück han­delt es sich bei die­sem Sze­na­rio am Don­ners­tag nur um eine Übung. Ein­mal im Jahr pro­ben die Weh­ren aus Zeulenroda und der Umge­bung den Ernst­fall. „Die Kame­ra­den aus den klei­ne­ren Dör­fern fah­ren mit­un­ter nur ein­mal im Jahr zu einem Ein­satz raus. Aber auch für alle ande­ren ist es wich­tig, ihre Fähig­kei­ten unter rea­lis­ti­schen Bedin­gun­gen aus­zu­tes­ten“, sagt Komorowski.

Um 18.32 Uhr sind die Ein­satz­kräf­te aus den drei alar­mier­ten Weh­ren vor Ort. Wenn man bedenkt, dass die Feu­er­wehr­leu­te erst aus ihren Woh­nun­gen zur Wache fah­ren müs­sen, eine her­auss­ra­gen­de Zeit. Komo­row­ski sagt, eini­ge Kol­le­gen hät­ten anfangs nicht gewusst, dass es sich um eine Übung han­delt. Die Hilfs­frist beträgt zehn Minuten.

Ein­satz­lei­ter koor­di­niert die Auf­ga­ben der Wehren

Ein­satz­lei­ter Komo­row­ski ver­or­tet den Brand im drit­ten Stock, weil dort der meis­te Rauch ins Freie strömt. Der mit einer Nebel­ma­schi­ne erzeug­te Qualm führt dazu, dass in den Eta­gen, in denen die Per­so­nen ein­ge­schlos­sen sind, die Hand vor den Augen kaum zu sehen ist. Die Hil­fe­su­chen­den sind im zwei­ten und vier­ten Stock. Bei einem Brand wäre der Rauch schwarz und gif­tig. Ein Feu­er­wehr­mann for­dert die Per­so­nen von unten auf, in den Räu­men und am Fens­ter zu bleiben.

Schnell wird klar: Die Res­sour­cen wer­den nicht rei­chen. Komo­row­ski alar­miert die Feu­er­weh­ren aus den umlie­gen­den Stand­or­ten nach. Eine vier­tel Stun­de nach dem der Alarm aus­ge­löst wur­de, sind auch die­se Ein­satz­kräf­te ein­ge­trof­fen.
An der Front­sei­te fährt eine Dreh­lei­ter aus, um die Men­schen im vier­ten Stock zu befrei­en. Das geht rela­tiv leicht. Etwas schwie­ri­ger ist es auf der zur Stra­ße gewand­ten Sei­te des Gebäu­des. Ein Metall­zaun und eine Wie­se ver­hin­dern den ¬siche­ren Stand des Dreh­lei­ter-Fahr­zeugs. So muss eine Schie­be­lei­ter ran. Die rich­ti­ge Aus­rich­tung an der Fas­sa­de zu fin­den fällt nicht leicht. Schließ­lich klet­tert ein Feu­er­wehr­mann nach oben, um die Per­so­nen zu befrei­en. Die­se wer­den gesi­chert und dür­fen nach unten klettern.

Was machen, wenn die Ein­ge­schlos­se­nen nicht schwin­del­frei sind? „Dann muss man ruhig erklä­ren, dass es kei­ne ande­re Mög­lich­keit gibt, geret­tet zu wer­den“, sagt Komorowski.

Inzwi­schen wird es von Minu­te zu Minu­te fins­te­rer. Gut, dass die nach­ge­rück­ten Kol­le­gen auf dem Park­platz vor dem Gebäu­de für tag­hel­le Beleuch­tung sor­gen. „Der Zeit­punkt der Übung war absicht­lich so gewählt. Bei ein­bre­chen­der Dun­kel­heit ist es wich­tig, recht­zei­tig für Licht zu sor­gen“, sagt Komo­row­ski.
Das Was­ser läuft inzwi­schen durch die Schläu­che und gegen 18.45 Uhr haben die Atem­ge­rät­trä­ger das Feu­er ent­deckt. In dem Fall: Eine blin­ken­de Lam­pe neben der Nebelmaschine.

Mit schwe­re­rer Rüs­tung durch Rauch und Feuer

Vier Trupps mit schwe­rem Gerät zie­hen bei die­sem Ein­satz durch das Gebäu­de. Sie haben die hei­ßes­te Auf­ga­be. Ihre Aus­rüs­tung mit Press­luft­at­mer, Brech­zeug und dem Atem­schutz­helm wiegt gut 15 Kilo­gramm. Im Ernst­fall kommt noch die Hit­ze des Feu­ers hin­zu.
Sie brau­chen eine spe­zi­el­le Aus­bil­dung und müs­sen ihre Gesund­heit nach­wei­sen. Stets zu zweit durch­käm­men sie die Räu­me. Zwei wei­te­re Gerä­te­trä­ger blei­ben zur Absi­che­rung vor dem Gebäu­de. „Die müs­sen ein­grei­fen kön­nen, falls etwas schief läuft“, sagt Komorowski.

Es ist 19 Uhr. Das Feu­er ist gelöscht, die Per­so­nen sind in Sicher­heit. Ein letz­ter Trupp mit Atem­ge­rä­ten durch­kämmt das Gebäu­de – leuch­tet in jede Ecke und ruft nach unent­deck­ten Per­so­nen. Obwohl mobi­le Lüf­ter den Rauch her­aus­bla­sen und die Fens­ter geöff­net sind, fällt die Sicht noch immer schwer. Der Trupp öff­net Schrän­ke und schaut in Nischen. „Klei­ne Kin­der ver­ste­cken sich oft in Schrän­ken“, sagt Komorowski.

Jetzt geht es dar­an die Ein­satz­fä­hig­keit wie­der­her­zu­stel­len und die Übung aus­zu­wer­ten. „Wir zie­hen ein posi­ti­ves Fazit“, sagt er. Die schnel­le Ein­satz­be­reit­schaft, das Zusam­men­spiel der Weh­ren und die Vor­ge­hens­wei­se wäh­rend des Ein­sat­zes haben ihm gut gefallen.

Um 21.30 Uhr ist die Nach­be­spre­chung been­det. Eine hal­be Stun­de spä­ter aber, löst der Alarm in Zeulenroda erneut aus. Ein Wild­un­fall bei dem Öl aus­tritt. Doch man wis­se nie, was hin­ter dem nächs­ten Alarm­klin­geln steckt. Und da ist es gut, das Übungs­le­vel Groß­ein­satz erfolg­reich gemeis­tert zu haben.

Eck­punk­te des Ein­sat­zes:
Das Sze­na­rio des Übungs­ein­sat­zes: Ein Brand in der drit­ten und vier­ten Eta­ge eines ‑Büro­ge­bäu­des. Ver­letz­te Per­so­nen sind in meh­re­ren Woh­nun­gen von Rauch und Feu­er eingeschlossen.

Die betei­lig­te Weh­ren waren: Stütz­punkt­feu­er­wehr Zeulenroda, Nie­der­böh­mers­dorf, Lan­gen­wol­schen­dorf, Pöll­witz, Weckers­dorf, Pah­ren, Klein­wol­schen­dorf, Merkendorf/Silberfeld und Zadelsdorf

63 Feu­er­wehr­leu­te waren ins­ge­samt vor Ort im Einsatz.

Die­se Fahr­zeu­ge waren im Ein­satz: Ein­satz­leit­wa­gen, Kom­man­do­wa­gen, Hil­fe­leis­tungs­lösch­grup­pen­fahr­zeug, Tank­lösch­fahr­zeug TLF 16/24, Dreh­lei­ter DLK 23/12, Gerä­te­wa­gen Logis­tik, Gerä­te­wa­gen Atemschutz/Strahlenschutz, Lösch­grup­pen­fahr­zeug 8/6, vier Klein­lösch­fahr­zeu­ge Thü­rin­gen, vier Mannschaftstransportwagen.

Nor­man Bör­ner / 13.10.18 / OTZ

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