So lief die Übung der Feuerwehren auf der Talsperre Zeulenroda
Mehrere Einsatzgruppen üben das Szenario eines verunglückten Bootes. Die Situationen stellt die verschiedenen Wehren vor besondere Herausforderungen.
Am 07.06.2022 um 17.11 Uhr heult der Alarm. Ein Mann im roten T‑Shirt rennt aufgeregt in der Zadelsdorfer Bucht auf und ab. „Da vorne war es. Dort ist das Boot verunglückt. Mir ist ganz schlecht“, ruft er. Er habe gesehen, wie zwei oder drei Personen mit einem Boot auf dem Wasser einen Unfall hatten. Seitdem sind sie nicht mehr zu sehen. Er ruft die Feuerwehr. Gut zehn Minuten später treffen die ersten Einsatzkräfte der lokalen Feuerwehr ein. Der Mann zeigt immer wieder auf eine Stelle im Wasser. Die Feuerwehrleute beruhigen ihn und suchen den Uferbereich ab. Mehr können sie hier vorerst nicht tun.
Koordination der Einsatzgruppen als Herausforderung
Zum Glück ist dieser Szenario am Dienstagabend nur eine Einsatzübung. „Wir haben so eine Übung seit zwei Jahren geplant“, sagt Olaf Werner, Leiter der Tauchergruppe der Stützpunkt Feuerwehr Zeulenroda. Die Herausforderung: Das Koordinieren der Einsatzgruppen und der Einsatzort selbst. Schließlich gleicht die Rettung auf einer mehr als 90 Hektar großen Wasserfläche mit zahlreichen Buchten der berühmten Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Die Mitglieder der Tauchergruppe teilen sich dafür auf. Eine Gruppe unterstützt am Ufer die Kameraden an Land. Die zweite Gruppe wird derweil an anderer Stelle gebraucht.
Bei Unfällen im Wasser Feuerwehr alarmieren
Während in der Bucht immer mehr Fahrzeuge einrollen, trifft auf der anderen Seite des Stausees das Rettungsboot der Feuerwehr ein und wird zu Wasser gelassen. Bei der Rettung im Wasser zählt jede Minute. Auch wenn die verunglückten Personen Rettungswesten hätten, wären diese nach einer Stunde im 16 Grad kalten Wasser schon stark unterkühlt. Christian Komorowski, Wehrleiter der Stützpunktfeuerwehr Zeulenroda, erinnert sich an einen realen Einsatz im vergangenen Jahr, bei dem eine Familie mit einem Boot gekentert ist. Engagierten Bürgern am Ufer gelingt es, der Frau zu helfen. „Dennoch sollte gleichzeitig auch die Feuerwehr alarmierten werden“, sagt er. Denn bis alle Kräfte beisammen seien, vergehe Zeit.
Wertvolle und realitätsnahe Erfahrungen gesammelt
Am Ufer beobachtet Sebastian Reck, ein Tourist aus Dresden, mit seinem Sohn das Geschehen. „Ich denke auch, dass solche Übungen sehr wichtig sind. Wenn man selbst einmal in so einer Situation ist, dann baut man auf die Rettungskräfte“, sagt er.
Zusätzlich zu den Feuerwehren Stelzendorf, Zeulenroda und Zadelsdorf sind die Tauchergruppe, die Droheneinheit aus Hohenleuben und eine Führungsunterstützung aus Triebes im Einsatz. „Ich denke, am Ende können jede Einsatzkraft und die Führungskräfte wertvolle Erfahrungen aus dieser Übung mitnehmen. Im Ernstfall muss das Zusammenspiel laufen“, so Komorowski.
Ernstfall trifft am nächsten Tag schon ein
Aufgrund der Corona-Pandemie seien viele Übungen und Lehrgänge in den vergangenen zwei Jahren ausgefallen. „Wir müssen diesen Rückstand aufholen, ohne die Kameraden zu verbrennen“, sagt er. Die erste Übung, mit dem im vergangenen Jahr neu angeschafften Rettungsboot auf der Talsperre sei dabei besonders wichtig gewesen. „Diese Einsätze werden zunehmen“, sagt auch Stadtbrandmeister Steffen Jubold. Er soll Recht behalten. Am Morgen nach der Übung wird die Gruppe zur Rettung einer hilflosen Person alarmiert. Für den Mann kommt jede Hilfe zu spät. Die Feuerwehr war und bleibt aber vorbereitet.
Norman Börner über die Lehren aus der Talsperren-Einsatzübung
Es ist wirklich ein trauriger Zufall, dass einen Tag nach der Einsatzübung, die Tauchergruppe der Stützpunktfeuerwehr Zeulenroda zum Ernstfall gerufen wird. Für die Person im Wasser kommt diesmal jede Hilfe zu spät. Aber wie Stadtbrandmeister Steffen Jubold in der Nachbesprechung der Übung sagte, diese Einsätze werden zunehmen. Auch weil die Zeulenrodaer Thüringens einzige Tauchergruppe einer Freiwilligen Feuerwehr stellen.
So ist der Wert der gemeinsamen Einsatzübung der Wehren nicht hoch genug einzuschätzen. Denn es zeigte sich, dass es bei so einem Einsatz vor allem eine eingeübte Koordination im Vordergrund steht.
09.06.2022/OTZ