
Vermisste Person im Bleilochstausee bleibt trotz intensiver Suche verschwunden
Berichte, Berichte der Tauchergruppe
Die Feuerwehren aus Bad Lobenstein und Saaldorf sowie die Tauchergruppe aus Zeulenroda werden nach vermeintlichem Baustellenunglück alarmiert
„Achtung, hier spricht die Feuerwehr! Hier findet ein Tauchereinsatz statt. Verlassen Sie die Einsatzstelle!“ — Unmissverständlich schallt die Aufforderung vom Feuerwehrboot mit dem blitzenden Blaulicht an die Besatzung eines Sportbootes, dessen Führer erst im letzten Moment begreift, dass das ernst gemeint ist. Endlich geht er vom Gas und dreht ab.
Es sind Situationen wie diese, die durchaus täglich auf Deutschlands größtem Stausee vorkommen könnten. In diesem Fall allerdings handelt es sich um eine Übung. An der Brückenbaustelle bei Saaldorf, so das Szenario, sind mehrere Menschen verunglückt. Einige liegen leblos auf einem Gerüst, andere treiben hilferufend im Wasser. Jemand ist sogar untergegangen und macht den Tauchereinsatz erforderlich. Das Zusammenspiel der Feuerwehrkräfte aus Bad Lobenstein und Saaldorf mit der Tauchergruppe der Stützpunktfeuerwehr Zeulenroda steht im Mittelpunkt der Großübung am Dienstagabend.
Um 16.24 Uhr heult in Saaldorf die Sirene auf. Zeitgleich werden die Einsatzkräfte der Bad Lobensteiner Wehr alarmiert. Während die Saaldorfer schon nach vier Minuten in Richtung des Anlegesteges rollen, wo das Feuerwehr-Einsatzboot bereitliegt, müssen die beiden Feuerwehr-Fahrzeuge aus Bad Lobenstein noch durch den engen Baustellenbereich entlang der Friesabucht. Wie wird das klappen, wenn in dem Moment ausgerechnet die „grüne Welle“ aus Richtung Saaldorf entgegenkommt? Die Frage stellt sich nicht, weil genau im Moment des Eintreffens kein Gegenverkehr rollt. Am „Lotsenpunkt 2“ steht Polier Marko Bock bereit und weist die Bad Lobensteiner Feuerwehrkräfte mit einer knappen Unglücksbeschreibung ein. Genau drei derartige Lotsenpunkte gibt es entlang der Großbaustelle, damit im Ernstfall schon über die Rettungsleitstelle organisiert werden kann, wo die Hilfe zuerst erwartet wird.
Kurz nach 16.30 Uhr sind auch die Feuerwehrkräfte aus Bad Lobenstein komplett am Einsatzort, haben mit geübten Handgriffen das Boot in Betrieb genommen und können um 16.38 Uhr melden, dass die beiden im Wasser treibenden Personen wohlbehalten an Bord gebracht und gerettet worden sind. Dann geht es weiter mit der Rettung der leblosen Personen auf dem Baugerüst und der Suche nach dem noch Vermissten. Mit dem Sonargerät wird in langsamer Fahrt das an der Einsatzstelle bis zu acht Meter tiefe Gewässer abgesucht. „An der Stelle, die am realistischsten auf eine mögliche Person hinweist, setzen wir eine GPS-Markierung“, erklärt Einsatzleiter Martin Rosenkranz. Gemeint ist damit die genaue Ortsbezeichnung, die später der Tauchergruppe mitgeteilt werden soll. Diese trifft um 17.10 Uhr aus Zeulenroda in Saaldorf ein, macht ihr mitgebrachtes Einsatzboot startklar, während Steffen Köhler und Thomas Funk in die Taucheranzüge schlüpfen.
Vor kurzem „scharfer“ Einsatz
Beide sind erfahrene Taucher und hatten erst vor wenigen Wochen ihren letzten „scharfen“ Einsatz gehabt bei einem tragischen Badeunfall nahe Meuselwitz. Bedauerlicherweise konnte dort ein 19-jähriger Nichtschwimmer nur noch tot geborgen werden. Systematisch wird nun der Stausee-Grund an der markierten Stelle nach der vermeintlichen Person abgesucht. Anhand einer Leine wird der Suchradius ständig erweitert. Doch der Vermisste in Form einer selbstgebauten Puppe, die bereits tags zuvor für diese Übung versenkt worden war, bleibt unauffindbar. Gegen 19.45 Uhr wird diese Übung schließlich beendet und anschließend im Saaldorfer Gerätehaus mit allen Einsatzkräften ausgewertet.
„Der Übungszweck war erfüllt“, erklärt der stellvertretende Stadtbrandmeister Tobias Freund, „es musste kein weiteres Risiko eingegangen werden, um die Puppe noch unbedingt zu bergen.“ Diese war aus einfachen Materialien erstellt worden und zirka 80 Kilogramm schwer. Zu vermuten ist, dass sie von der Strömung im Brückenbereich abgetrieben worden war. „Es ist nicht unwahrscheinlich, dass sich an Deutschlands größtem Stausee Feuerwehreinsätze erforderlich machen, bei denen auch Taucher benötigt werden“, fasst es Tobias Freund zusammen, „insofern war diese Übung für uns wichtig, um die Abläufe zu trainieren.“
OTZ/14.08.2024